Das kleine verlorene Mädchen

Als Kind erinnere ich mich noch gut an die faszinierenden Geschichten, die mir meine Großmutter aus ihrer Vergangenheit erzählte. Eine Geschichte, die mich besonders beeindruckte, war die von einem kleinen Mädchen, das sie einmal in unserem Haus gesehen hatte.

Eines Abends, als sie nach einem Dinnerparty-Abend aufräumte, hörte meine Großmutter plötzlich das Weinen eines Kindes im Wohnzimmer. Sie überprüfte Radio und Fernseher, doch es war alles ausgeschaltet. Verwirrt kehrte sie zum Aufräumen zurück, nur um kurz darauf erneut Kinderstimmen zu hören. Diesmal sah sie ein kleines Mädchen mit roten Zöpfen und in einem althergebrachten braunen Kleid im Wohnzimmer sitzen und mit Ball und Reifen spielen.

Meine Großmutter ging auf das Kind zu und fragte es nach seinem Namen und warum es hier sei. Das Mädchen antwortete, dass es früher in dem Haus gelebt habe und darauf warte, dass es abgeholt werde, da seine Eltern es vergessen hätten. Meine Großmutter merkte, dass es sich um ein Gespenst aus einer anderen Ära handelte, das als Kind gestorben und zwischen den Welten gefangen war.

Sie sagte dem Mädchen, es solle in das Licht schauen, wo es seine Eltern finden würde. Das Kind sah meine Großmutter mit Verwirrung an, ging aber zum Fenster und verschwand. Meine Großmutter betete an diesem Abend, dass das Mädchen Frieden gefunden habe und sich wieder mit ihrer Familie vereinigen konnte.

Meine Großmutter erzählte mir diese Geschichte, als ich acht Jahre alt war – genau wie das kleine Mädchen. Diese Geschichte hat mich seitdem nicht mehr losgelassen und mich daran erinnert, wie wichtig es ist, Erinnerungen zu schätzen und in den Rätseln des Lebens Frieden zu finden.


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