Die Londoner Pendlerstunde

Am Mittwochmorgen des 1. Dezembers eilte ich wie gewohnt zum Bahnsteig, um die U-Bahn der Piccadilly-Linie um 8:05 Uhr Richtung Holborn zu erwischen. Die Morgensonne schien warm und klar, obwohl es frisch war. Nach einem hektischen Sprint erreichte ich gerade noch den überfüllten Waggon und fand mich zwischen Fremden wieder, meine Tasche und mein Buch festklammernd.

Die Enge wurde immer drückender, als wir durch South Kensington fuhren. Zum Glück hatte ich einen Sitz ergattert, doch ich schämte mich ein wenig für mein Glück, während andere sich quetschten.

In Leicester Square stand ich auf, um Platz zu machen. Dabei fiel mir etwas Seltsames in der Fensterscheibe auf – ein alter Mann mit einem entstellten, faltigen Gesicht und Hut. Dieser Anblick versetzte mich für Sekunden in Angst und Beklommenheit.

Niemand anderes schien etwas Ungewöhnliches zu bemerken, also schwieg ich. Doch seither bin ich vorsichtig, wenn ich in U-Bahn-Fensterscheiben blicke. Warum ich diese Erscheinung sah, ist mir ein Rätsel. Ich frage mich, ob es anderen auch so erging und ob das geheime Londoner Untergrundnetz noch mehr zu offenbaren hat.


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