Eine Hand auf meinem Kissen

Im Sommer des Jahres 1962, verbrachten meine Mutter Maura, damals 14 Jahre alt, und ihre jüngere Schwester Colette ihren Aufenthalt im Landhaus der Tante Maggie und des Onkels Tim in der irischen Grafschaft Sligo. Das traditionelle Cottage bestand aus einem Wohnbereich, der an die Küche angrenzte, dem sogenannten „Parlour“, und zwei Schlafzimmern. Maura und Colette hatte ihre Mutter bei Tante Maggie und Onkel Tim zurückgelassen, während sie durch die Region reiste.

Das Gästezimmer, in dem Maura und Colette schliefen, war mit einem ausklappbaren Sofabett ausgestattet, das sich in eine dreisitzige Couch verwandeln ließ. Die Wände waren in altmodischem Weiß gestrichen, und der Raum roch modrig nach Feuchtigkeit. Die Kissen des Sofabetts waren mit Zeitungsresten gefüllt, die ein Rascheln oder Knirschen von sich gaben, wenn man sie bewegte.

Eines Nachts, gegen 21-22 Uhr, lagen Maura und Colette auf dem Sofabett und unterhielten sich leise und flüsterten, um nicht von ihrer strengen Tante Maggie gehört zu werden. Plötzlich hörten sie das Öffnen der Schlafzimmertür und das Quietschen und Poltern von gestiefelten Füßen, die sich näherten. Die Schritte blieben neben dem Bett stehen, und Maura spürte, als würde jemand sie unentwegt anstarren. Dann spürte sie, wie ihr Kissen einsank, als ob jemand seine Hand darauf gelegt hätte, um Colette zu mustern. Nach einer Weile ließ der Druck nach und die Schritte entfernten sich, gefolgt vom Schließen der Tür.

Maura dachte zunächst, es wäre Tante Maggie gewesen, die nach ihnen sah, doch am nächsten Morgen fragte sie Maggie, ob sie ihr Zimmer betreten hätte und Maggie verneinte. Das Cottage wurde seitdem renoviert und das Gespensterzimmer ist nun das Zimmer der Teenagertochter von Maggie und Tim, Andrea. Sie berichtet häufig von seltsamen Vorkommnissen in diesem Raum, der kalt und „unbewohnt“ riecht. Ich spürte die Kälte und den Geruch, als ich das Cottage 2006 besuchte. Die Familie hat Andrea nie etwas über die Geschichte des Zimmers erzählt, vielleicht ist es besser so. Es bleibt unklar, was an jenem Abend in das Zimmer getreten ist, aber es hat bei Maura und den nachfolgenden Bewohnern des Cottages einen bleibenden Eindruck hinterlassen.


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