Im Jahr 1992 lebte ich mit meinen Eltern und meiner vierjährigen Tochter zusammen. An einem Abend schlief ich in ihrem Zimmer, weil sie die Grippe hatte. Nachdem ich ihr eine Geschichte vorgelesen hatte, blieb ich wach, denn ihre Unruhe und das Husten hielten mich davon ab einzuschlafen. Plötzlich hörte ich lautes Weinen.

Ich stieg aus dem Bett und ging im Dunkeln die Treppe hinunter, um der Sache auf den Grund zu gehen. Das Weinen wurde lauter und ich spürte eine Gänsehaut über meinen Rücken kriechen. Obwohl ich neugierig war, wer da weinte, zögerte ich, das Wohnzimmer zu betreten. Dann hörte ich ein Aufseufzen, als ob jemand überrascht von meiner Anwesenheit gewesen wäre.

Trotzdem spürte ich eine unheimliche Vorahnung und kehrte ins Bett zurück. Meine Tochter fragte mich, wer denn weine. Ich küsste sie auf die Stirn und sie schlief ein, während das Weinen bis zum Morgengrauen anhielt.

Am nächsten Morgen fragte ich meine Familie nach den Ereignissen der vergangenen Nacht. Sie sahen mich verwundert an und gaben zu, nichts gehört zu haben. Meine Mutter erzählte mir dann, dass ich „Die Banshee“ gehört hätte – ein Feenweib oder eine Frau, die den Tod eines Angehörigen ankündigt.

Drei Wochen später starb meine Großmutter plötzlich an einem Herzinfarkt. Ich glaubte, das Weinen sei eine Warnung vor ihrem bevorstehenden Tod gewesen. Seitdem habe ich den Ruf der Banshee schon oft gehört.


Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert