Das Gespenstige Gebäude

Ich arbeite einst in einem 15 Jahre alten, U-förmigen Betongebäude, das zwischen einer Brachfläche und verlassenen Lagerhallen liegt. Mein Team und ich bezogen neun Räume auf der zweiten und dritten Etage. Obwohl Tageslicht hereinfiel, wirkte das Gebäude oft düster und unheimlich.

Ein Raum, den ich mit der Technikabteilung teilte, galt als besonders gruselig. Es gab viele Geistergeschichten über das Gebäude, doch hielt ich mich nicht weiter damit auf. Die häufigste Geschichte handelte von einer Frau, manchmal auch einem Mann, der in verschiedenen Räumen gesichtet wurde: im Administrationsbüro, in der Kantine, im Programmierlabor und in Besprechungsräumen. Sie sollten Türen schließen und verriegeln, Papiere durch die Gegend werfen und sogar Mitarbeiter am späten Nachmittag oder abends berühren.

Mein Team und ich arbeiteten oft über das übliche Maß hinaus, um Fristen einzuhalten. Eines Sonntags saß ich mit meiner Kollegin Grace in dem Technikraum, als ich in der Ecke eine leuchtende Gestalt erblickte. Es war eine Frau mit zerzausten Haaren und einem grauen Kleid, die neben der Wand stand. Ich bewegte mich nicht, doch spürte ihr Blick. Grace bestätigte mir, dass sie da sei und uns beobachte. Grace bat sie, zu gehen, was die Frau ängstigte; danach wurde Grace mehrere Tage krank. Wir entschieden, keine Überstunden mehr zu machen, vor allem nicht am Wochenende, denn die Atmosphäre war unerträglich.

Später erfuhren wir, dass eine Frau während des Baus vergewaltigt, ermordet und in der Fundamentierung begraben worden war. Der Tatverdächtige hatte Gewissensbisse und nahm sich das Leben.

Im folgenden Jahr zog unser Unternehmen in ein neues, friedliches Gebäude um. Ich hoffe, Ihnen hat meine Schilderung gefallen und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


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