Ich erinnere mich an die Geschichte, die mir mein Vater über meinen Großvater, den wir „Ah Kong“ nennen, erzählt hat. In den 1940er Jahren lebte er in Georgetown, Penang, Malaysia. Meine Großmutter war mit ihren drei Töchtern und dem jüngsten Sohn nach Singapur gezogen, so dass mein Großvater mit seinen vier ältesten Söhnen zurückblieb. Mein Vater war damals zwischen acht und zehn Jahre alt.
Mein Großvater arbeitete als Lehrer an der Dorfschule und kehrte oft erst nach Sonnenuntergang nach Hause zurück. Ihr Haus war ein kleines, einzelnes Zimmer aus Holzbrettern und Wellblech. Trotz ihrer Armut beschwerte sich mein Vater nie über seine Kindheit und sprach immer gerne über seinen Vater.
Eines Abends, als mein Großvater nach Hause ging, sah er ein kleines nacktes Kind ohne Schuhe oder Hose herumrennen, das einen roten Brokatweste trug. Er wurde wütend und dachte, einer seiner Söhne hätte seine Anweisungen missachtet und spiele draußen ohne Schuhe oder Hose. Als er jedoch zu Hause nach den Jungen sah, waren sie alle da.
Bei genauerem Hinsehen bemerkte mein Großvater, dass das Kind ein traditionelles chinesisches „Dudou“ trug, ein Unterkleid, das normalerweise von Mädchen getragen wird. Er bemerkte auch, dass es in der Nachbarschaft keine anderen kleinen Jungen gab, die mit dem Kind verwechselt werden konnten. Mein Großvater sprach nie wieder über dieses Erlebnis und ließ es bis heute ein Rätsel.
Dreißig Jahre später brachte mich mein Vater in seine alte Nachbarschaft in Georgetown. Der Schmutzweg, auf dem mein Großvater das Kind sah, war zu einem Betonpfad mit Rissen geworden. Ihr altes Haus stand noch, war aber kaum bewohnbar. Mein Vater ist vor über dreizehn Jahren gestorben und ich wünschte, ich hätte ihn mehr über seine Kindheit gefragt, bevor es zu spät war.
Die Überreste meines Großvaters befinden sich noch immer in Georgetown. Eines Tages hoffe ich, meine Schwestern, Cousins und ihre Kinder zusammenzubringen, um Ah Kong Respekt zu erweisen.
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