Bemalte Rosenblätter

Als ich zwölf Jahre alt war, verlor ich meinen Großvater, und die Nachricht ließ mich auch an einem heißen Sommertag in Florida kalt. Ich erinnere mich, dass ich bei seiner Beerdigung wie in Trance war, aber eine Sache hat sich mir eingeprägt: ein wunderschönes herzförmiges Blumengebinde aus leuchtend roten Rosen.

Nach der Trauerfeier sammelte ich alle Rosen ein und nahm sie mit nach Hause, fest entschlossen, sie als Erinnerung an meinen Großvater zu bewahren. Ich wusste jedoch nicht, wie man Blumen konserviert, und sie welkten innerhalb weniger Tage. Ich versuchte, einige durch Pressen in Büchern zu retten, aber es war zu spät. Schließlich musste ich alle wegwerfen.

Ein paar Wochen später geschah etwas Seltsames. Als ich ein Buch las, fielen einige getrocknete rote Rosenblätter ohne erkennbaren Grund auf die Seiten. Ich war verdutzt, weil ich in diesem Buch keine Blumen aufbewahrt hatte und kein Wind herumgeweht haben sollte, um herumfliegende Blütenblätter zu verursachen.

Ich blickte nach oben und sah, dass die einzige Quelle dafür das Rosenbild über meinem Bett sein konnte. Es hatte einst meiner Mutter gehört. Ich schaute hinter das Bild, aber es waren keine gepressten Blumen daran befestigt.

Die einzige Erklärung, die mir plausibel erschien, war, dass mein Großvater mir auf diese Weise die Rosenblätter als Erinnerung hinterlassen hatte. Obwohl ich seitdem nichts mehr von ihm gehört habe, bewahre ich diese Rosenblätter noch heute auf. Sie erinnern mich daran, dass auch schöne Dinge zwar vergehen, wir ihre Erinnerungen aber immer bewahren können.


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