Im Sommer des Jahres 2009 hatte ich eine überraschende Begegnung, die ich für mein erstes Zusammentreffen mit einem Geisterkind halte, das ich seitdem Lillian nenne. Es geschah spät in der Nacht, als ich mit einem Freund im Internet chattete und in einem völlig dunklen und stillen Wohnzimmer saß. Mein Vater, der querschnittsgelähmt ist, schlief in seinem Bett, und das einzige Licht kam von meinem Laptop-Bildschirm.
Plötzlich bemerkte ich einen Schatten neben der Tür. Zuerst winkte ich ihn ab, doch dann merkte ich, dass er sich verändert und sich mir genähert hatte. Der Schatten schien aus Nebel zu bestehen, sich in sich selbst verdrehend, und nahm allmählich die Gestalt eines kleinen Mädchens an, etwa zehn bis zwölf Jahre alt. Sie stand nur wenige Zentimeter von mir entfernt, ihr Gesicht war formlos, und streckte ihre Hand zu mir aus.
Ich erschrak und rannte in den Flur, schaltete das Licht ein. Der Raum war leer. Seitdem habe ich dieses Mädchen viele Male gesehen. Sie bewegt meine Porzellanpuppen und versteckt meine Halsketten, verhält sich wie ein unartiges kleines Kind. Manchmal nenne ich sie Lillian, obwohl ich nicht weiß, wer sie ist oder warum sie hier ist. Ich kann nur vermuten, dass sie jemanden sucht, mit dem sie interagieren kann, wie ein älterer Bruder oder eine Schwester.
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