Tante Marie, ein Gespenst am Bett

Im Jahr 1998 verlor ich meine geliebte Tante Marie an Krebs. Sie war für mich wie eine zweite Mutter, sie strickte Decken und malte Wandbilder für mein Schlafzimmer. Ihr letztes Projekt war ein Regenbogen-Plaid, das sie nicht mehr fertigstellen konnte, bevor sie starb.

Meine Mutter, die besonders eng mit Marie verbunden war, war die Letzte, die mit ihr sprach, bevor sie starb. Zwei Wochen nach ihrem Tod wachte meine Mutter in der Mitte der Nacht auf und sah Marie am Fuß ihres Bettes stehen, während sie lächelte. Sie hatte langes blondes Haar und trug frische, hübsche Kleider, sagte aber kein Wort. Stattdessen blickte sie zu mir hinüber und lächelte weiter, bevor sie verschwand.

Meine Mutter hielt diese Erfahrung lange Zeit für sich, aus Angst, dass andere sie für verrückt halten könnten. Während jedoch ein Streit mit meinem Großvater entbrannte, erzählte sie ihm, dass sie Marie nach ihrem Tod gesehen hatte. Mein Großvater, der so etwas noch nie selbst erlebt hatte, schien von der Nachricht betrübt.

Die Frage bleibt: Warum besuchte Marie meine Mutter an diesem Abend? Hatte sie einfach nach uns sehen wollen, oder ist sie immer gegenwärtig, nur unsichtbar? Ich habe viele Sommer in dem Schlafzimmer verbracht, in dem meine Mutter sie sah, und ich habe oft merkwürdige Geräusche gehört, die mich erschrecken ließen.

Könnte es sein, dass Marie über mich als Schutzengel wacht? Ihre Liebe und Sorge für mich waren in ihrem Leben offensichtlich, und es ist tröstlich zu denken, dass sie vielleicht immer noch auf mich achtgibt, auch jenseits des Grabes.


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